1. Aufgrund der COVID-19-Krise wird derzeit bis auf weiteres nur im Home Office (HO) gearbeitet.
  2. Dadurch sind EEG-Messungen aktuell nicht durchführbar und Zusammenkünfte nur virtuell auf der Basis von Videokonferenzen (VK) sowie über Telefonkonferenzen mit eingeschränkter Performance möglich. Der für unser Projekt in einem kleinen Startup so eminent wichtige kontinuierliche Austausch ist durch diese Praxis stark eingeschränkt.
  3. Praktisch ist die Lage bei unserem Praxispartner Rummelsberg derart, dass nach den Beschlüssen der Bayerischen Staatsregierung und der Bundesregierung ein Zugang von außen zu Patienten im Pflegeheim bzw. Altenheim derzeit unmöglich ist. Das gilt im übrigen auch für Krankenhäuser.
  4. Dies stellt vor allem für (demente) Pflegepatienten eine sehr harte Situation dar, gerade weil diese Patienten sehr viel persönliche Nähe und unmittelbaren Kontakt mit ihren Angehörigen benötigen. Viele Demenz-Patienten verstehen die Situation überhaupt nicht, vereinsamen noch viel mehr, als dies ohnehin schon der Fall ist. Auch die Pflegekräfte sind durch COVID-19 weit über ihre Möglichkeiten in die Arbeit eingespannt und befinden sich nunmehr definitiv am Limit. D.h. diese Pflegekräfte werden im weiteren Verlauf der COVID-19-Krise noch weniger Zeit für die Pflege-Patienten und erst Recht für die intensive Betreuung von Demenz-Patienten haben.
  5. Diese Situation wird sich allem Augenschein nach bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes nicht ändern. D.h. die Patienten werden nicht nur vereinsamen und dabei in Gefahr geraten,, dass der kognitive Verfallsprozess in dieser Zeit beschleunigt wird, sondern sie bleiben auch weiterhin gefährdet, im Falle einer COVID-19-Infektion als Angehörige der Risiko-Gruppe in ihrem Leben bedroht zu sein. Ein selbst auch nur marginal vorhandenes Bewusstsein hierüber verstärkt berechtigte Ängste und wird die allgemeine gesundheitliche Situation der Patienten verschlechtern.
  6. Ist man realistisch, wird mit einem getesteten Impfstoff frühestens im QI/2021 zu rechnen sein. Dieser muss den Patienten in geeigneter Weise und zeitnah appliziert werden, wobei darauf zu achten ist, dass sie die Impfung auch vertragen können. Das Sars-CoV-2-Virus wird Bestandteil des Lebens auf der Welt bleiben. Eine gesellschaftliche Immunisierung ist daher ohne Alternative. Das Problem besteht darin, die Risiko-Gruppen, zu denen Demenz-Patienten (zu 75% von Angehörigen zu Hause betreut!) gehören, in der Zwischenzeit so weitgehend wie möglich zu schützen, was eben dem Stand der Dinge nach „Isolation“ mit den oben beschriebenen Folgen bedeutet.
  7. Die Projektpartner haben daher die Situation des IASON-Projekts unter diesen geänderten Bedingungen intensiv besprochen. Es wird dringend notwendig sein, das Projekt umzustrukturieren und ggf. zu erweitern. Aufgrund der oben beschriebenen Situation kommen wir in kein einziges Pflegeheim/Altenheim bis zum nächstem Jahr hinein, können also auch keine Patienten interviewen (Vorstudie) und auch keine EEG-Messungen vornehmen, wie dies für dieses Jahr geplant war.
  8. Von unserem Praxispartner Rummelsberg wurde berichtete, dass aufgrund der o.g. Situation die Akzeptanz von Videokonferenzen mit Patienten und deren Angehörigen stark zugenommen hat. Es wird daher geplant, die Möglichkeit von Videokonferenzen in die bei Rummelsberg entstehende IT-Infrastruktur „#dasgutenetz“ zu integrieren, um Patienten und Angehörigen die Möglichkeit zu verschaffen, wenigstens im Rahmen dieser Plattform kommunizieren zu können. Gleichzeitig kam sofort die Idee bei uns auf, dass man diese Form der Kommunikation mit dem zu entwickelnden Assistenten begleiten kann bzw. muss, denn eine VK stellt auch eine technische Hürde für die Patienten dar. Daher kann und soll der Assistent ALOIS die Kommunikation (anonym oder direkt, je nach Wunsch) ermöglichen, begleiten und ggf. moderieren. Das ist in der aktuellen Krisensituation und darüber hinaus sinnvoll und wird bei wachsenden Gesprächsaufkommen erforderlich sein, um menschliches Personal zu entlasten, welches ja hier ebenfalls z.B. als Unterstützung für den Patienten in gewissem Umfang eingesetzt werden müsste. Diese Zeit ist aber in der Regel für das Pflegepersonal nicht verfügbar.
  9. Unseres Erachtens wäre dies eine sehr starke Anwendung des intelligenten, empathisch-emotionalen Assistenten ALOIS. Ab wann diese einsetzbar wäre, ist momentan Gegenstand der Abstimmungsprozesse zwischen den Projektpartnern. Für diese Abstimmungs- und Planungsprozesse bedarf es aktuell Zeit für die Projektplanung.
  10. Was die EEG-Messungen anbelangt, ist die Algorithmen-Entwicklung schon recht weit gediehen. Es konnten hierzu Daten aus Spanien und Italien von anderen Forschungsgruppen besorgt werden, was uns dadurch in die Lage versetzt hat, die Software-Entwicklung für das IASON-Arztmodul fortzusetzen, insbesondere in Bezug auf die EEG-Analyse.
  11. Wir wollen die aktuelle Situation auch als Gelegenheit begreifen, die verschiedenen Forschungsgruppen in Europa, die nach unserer Recherche über eine erhebliche Zahl von Untersuchungen (EEG und weitere)  von AD-Patienten, MCI und weiteren Untersuchungsgruppen in verschiedensten Studien verfügen, in geeigneter Form (virtuell) zusammen zu bringen. Wir wollen diesen Gruppen vorschlagen, eine Art europäisches Database Repository für EEG-Daten von AD, MCI und weiteren Untersuchungsgruppen gemeinsam in systematischer Weise aufzubauen, so dass der Forschungsbetrieb auch in COVID-19-Zeiten innovativ und in verteilter Form weiter gehen kann.
  12. Last but not least soll nächstes Jahr im Rahmen von IASON eine Vorstudie durchgeführt werden, die auch für die Therapie von AD/MCI-Patienten einen positiven Silberstreif am Horizont in Aussicht stellt, das „Gamma-Entrainment“. Dieses wurde bereits mit großem Erfolg seit 2016 am MIT/Singer Lab im Mausmodell erforscht wurde. Da sich in Rummelsberg eine große Zahl an Patienten befindet und wir den Vorschlag des Gamma-Entrainments für eine kleine Teilgruppe von Patienten noch vor der COVID-19-Krise dort bereits mit großer Resonanz den leitenden Personen unterbreitet haben, sehen wir hierin einen wirklichen Hoffnungsträger für die AD/MCI-Patienten, der im Erfolgsfall in einer größeren Studie münden soll, die erst- und einmalig in Deutschland wäre. Sie würde den Patienten speziell in dieser auch für sie weiterhin kritischen COVID-19-Situation helfen, um ggf. wenigstens an einer wichtigen Front, dem Gedächtnisverlust, Linderung und vielleicht auch dauerhafte Besserung zu erreichen. Es ist zudem sicherlich auch gut für einen COVID-19-gefährdeten Demenz-Patienten und dessen nächste Umgebung, wenn sich seine Demenz und damit seine Urteilsfähigkeit verbessern würde. Dies ist eines unserer erklärten Ziele.