Weltweit erkrankt alle drei Sekunden ein Mensch an Demenz. Verstärkt durch die Alterung der Gesellschaft wird sich deren Anzahl in Deutschland von aktuell 1,5 Millionen auf ca. 3 Millionen Demenzkranken im Jahr 2050 verdoppeln1, wobei die gesetzlichen Krankenversicherungen bereits jetzt über 5,6 Milliarden € für die Behandlung von Demenzen ausgeben. Hierbei handelt es sich in knapp zwei Drittel der Fälle um eine Demenz vom Typ Alzheimer (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Demenzformen im Überblick (Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V)2

Die aktuell schwierige Pflegesituation Demenzkranker wird verschärft, da in Deutschland bis 2030 ca. 500.000 Pflegekräfte fehlen werden, die dringend benötigt werden („Pflegenotstand“, siehe Innovationsreport 2018 der TK3, 4). Nachdem mehrere Pharma-Firmen umfangreiche Studien zur medikamentösen Behandlung der Alzheimer-Demenz abgebrochen haben, ist eine Heilung z.Zt. nicht absehbar. Daher ist eine frühe Erkennung der Alzheimer-Demenz (AD) entscheidend, damit

  • der Verlauf der kognitiven Degradation, die der Patient erleidet, verlangsamt wird,

  • Patient und Angehörige die Zukunft planen sowie externe Hilfen identifizieren und gewährleisten können

  • und der Patient so weit wie möglich ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben führen kann (siehe hierzu auch die Ausführungen von Richard Taylor, Psychologe und AD-Patient5,6,7

Bei Demenzerkrankungen ist eine Differentialdiagnostik hoher Güte unverzichtbar, um Krankheiten auszuschließen, deren Symptome denjenigen bei AD ähneln. Eine solche Unterscheidung hat hinsichtlich der Lebensplanung der betroffenen Personen entscheidende Bedeutung und kann Fehlbehandlungen vermeiden.

Eine möglichst frühe Diagnose hilft demnach, die Kurve der kognitiven Degradation der Patienten im Alter anzuheben und den Verlauf der Demenz abzumildern.

Das in diesem Projekt vorgestellte neue Konzept zur Mensch-Technik-Interaktion bieten ein vielversprechendes Potenzial für die bislang unzureichende AD-Früherkennung und -Differentialdiagnostik. Die innovative Idee dieses Projektes ist die Schaffung eines Systems zur verbesserten Früherkennung von AD mit Hilfe KI-basierter Auswertung von EEG-Zeitreihen (Elektroenzephalografie) in Kombination mit einem intelligenten emotional-empathischen digitalen Assistenten (IEEDA) für Arzt und Patient.


  1. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: „Demenz-Report“ (2011)
  2. H. Doymeyer, „Info-Grafik Demenz 2016“, https://denken.de/infografik-demenz-2016
  3. Techniker Krankenkasse Innovationsreport 2018, PDF S. 292-313, https://www.tk.de/tk/mobil/aerzte/innovationsreport/521220
  4. K. Glied, „Roboter in der Sozialbranche“, Medizin & Elektronik (2018), https://www.medizin-und-elektronik.de/medizin-40-iot/artikel/153355/
  5. R. Taylor, Psychologe, Alzheimer-Patient, gest. 2015: „Ich bin derjenige, der hier stirbt“, FR vom 15.5.2011, https://www.bgt-ev.de/fileadmin/Mediendatenbank/Logbuch/Alzheimer__Ich_bin_hier_derjenige_der_stirbt.pdf
  6. R. Taylor, „Alzheimer und Ich“, 3. Auflage, (2011), Verlag Hans Huber
  7. R. Taylor, „Hallo Mister Alzheimer”, (2013), Verlag Hans Huber